Jörg Schieb: Großbritannien verbietet einfach zu knackende Passwörter in Geräten

01:31 Min. Verfügbar bis 01.05.2025 Von Jörg Schieb, Jörg Schieb

Großbritannien verbietet 12345-Passwörter – bald auch die EU?

Stand: 01.05.2024, 14:51 Uhr

Viele Hersteller liefern ihre Geräte mit Standardpasswörtern wie „admin“ oder „12345“ an alle Kunden aus. Weil das ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellt, verbietet das die britische Regierung jetzt. WDR-Digitalexperte Jörg Schieb erklärt die Hintergründe.

Von Jörg Schieb, WDR-Digitalexperte.Jörg Schieb

Nicht nur Smartphones und Computer gehen heute online, sondern auch viele andere Geräte, die wir im Haushalt haben: Der WLAN-Router sowieso, aber auch Drucker, Smart-TV, Küchengeräte, sowie viele andere „smarte“ Geräte, die sich mit dem Internet verbinden, um Daten auszutauschen.

Rund 12.000 Attacke in einer Woche

Die meisten installieren die Geräte oder stellen sie auf – und denken dann nicht daran. Die unbemerkten Angriffe auf die Geräte aus dem Netz realisiert niemand. Die britische Verbraucherschutzorganisation „Which?“ hat bei einer einwöchigen Messung eines Test-Haushalts 12.000 Attacken auf Smarthome-Geräte gemessen. Ganze 2.500 Mal wurde dabei versucht, die zumeist schwachen Passwörter der Geräte zu „erraten“.

Die Angriffe sind real, der Widerstand der vernetzten Geräte niedrig. Viele Hersteller haben es sich und den Konsumenten in der Vergangenheit zu leicht gemacht: Sie haben ihre Geräte mit einem Standardpasswort wie „admin“, „passwort“ oder „12345“ ausgeliefert. Das Passwort steht im Handbuch und die Geräte müssen nicht aufwändig mit unterschiedlichen Passwörtern konfiguriert ausgeliefert werden, die man auch noch dem Kunden mitteilen muss.

Standard-Passwort stellt Sicherheitsrisiko dar

Doch alle Geräte eines Herstellers oder Modells im Auslieferungszustand mit demselben Passwort auszustatten, ist ein enormes Sicherheitsrisiko. Denn die meisten Kunden machen sich nicht die Mühe, das voreingestellte Passwort zu ändern. Warum auch: Das Gerät funktioniert schließlich – und ein Standardpasswort gaukelt Sicherheit vor.

Doch genau diese Praxis ist ein Leckerbissen für Hacker: Sie durchforsten mit Hilfe von automatisierten Scans rund um die Uhr das gesamte Netz nach aktiven Geräten – ob Router, Smart-TV oder Web-Cam – und übernehmen dann die Kontrolle. Denn wenn das Passwort bei nahezu allen Geräten identisch ist, bedarf das keinen großen Aufwand.

Hacker können leicht die Kontrolle übernehmen

Die Folge: Hacker können sich in fremde Wohnzimmer einklinken, Gespräche belauschen, unbemerkt die Web-Cam aktivieren und Schlimmeres. Besonders gefährlich für die Allgemeinheit ist das Zusammenschließen von gekaperten Geräten in den Privathaushalten zu sogenannten „Botnets“, um damit in konzertierten Aktionen Server zu attackieren und lahmzulegen („DDoS-Attacke“). Teilweise mit enormem Schaden,

Aus diesem Grund verbietet die britische Regierung es den Herstellern jetzt, Geräte mit einfachen Standard-Passwörtern wie „admin“ oder „password“ auszuliefern. Ab sofort müssen erhöhte Sicherheitsstandards beachtet werden.

Weitere sinnvolle Maßnahme: Die Hersteller müssen angeben, wie lange sie ihre Geräte mindestens mit Sicherheits-Updates versorgen; etwa um entdeckte Sicherheitslücken in der Software der Geräte zu stopfen. Außerdem müssen die Hersteller den Kunden ermöglichen, Probleme und Sicherheitslücken zu melden.

Auch EU plant Maßnahmen – allerdings erst ab 2027

Die britische Regierung sei damit die weltweit erste, die solche Regeln umgesetzt hat, so das britische Parlament. Auch das Europaparlament hat sich im März dieses Jahres auf den „Cyber Resilience Act“ geeinigt, der ähnliche Sicherheitsanforderungen vorsieht. Solche Maßnahmen werden von IT-Sicherheitsexperten schon lange gefordert.

Allerdings bekommen Hersteller und Handel in der EU eine großzügige Übergangszeit: Geplant ist, dass die europäischen Regeln erst ab 2027 greifen.

Darauf sollte man aber nicht warten. Wer ein Gerät installiert und benutzt, das online geht, sollte darauf achten, gleich am Anfang das Standard-Passwort durch ein eigenes zu ersetzen. Das erschwert es Hackern, sich in die Geräte einzuklinken..

Verwendete Quellen:

  • Britische Verbraucherzentrale Which?
  • EU-Kommission

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